Die Situation in Simbabwe und ihre Folgen…

Corona: Lockdown  — Corona: Ausgangssperre
 Political: Clampdown  — Politisch: Unterdrückung
Economic: Meltdown  — Wirtschaftlich: Niedergang

Neben steigender Corona-Fallzahlen, politischem Chaos und steigender Inflation beuteln auch Typhus, Korruptionsskandale, Menschenrechts-verletzungen, Dürre, Wassermangel, rasant ansteigende Preise und Inflation das Land. Viele dieser Themen sind leider nichts Neues.

Schon 2003 demonstrierten Menschen gegen die sich verschlechternden Zustände in Simbabwe.

Wirtschaftliche Situation

Kleiner Einkauf: Wer US-Dollar hat, zahlt 15 US-Dollar, ansonsten 1545 Zimbabwe-Bond-Dollar, das sind nach offiziellem Tauschkurs 25 US-Dollar. Die Inflation liegt bei 792 %. Aus Deutschland wurden im Mai 2020 neue 10- und 20-Zimbabwe-Bond-Dollar-Scheine geliefert.

Bargeld gibt es trotzdem nach wie vor wenig, in der letzten Juniwoche wurde der bargeldlose Zahlungsverkehr per Handy vorübergehend eingestellt. 

Die Schlangen vor Banken und Läden sind nach wie vor lang.


Versorgungslage

Aus drei von sechs Staudämmen, die Bulawayo mit Wasser versorgen, kann seit Mai kein Trinkwasser mehr gepumpt werden, da sie nach einer schlechten Regenzeit leer sind. 

Das WFP (die Welternährungsorganisation) warnte bereits im April 2020, dass circa 7,7 von 14 Millionen Simbabwern bis zur nächsten möglichen Ernte 2021 mit Lebensmitteln unterstützt werden müssen. 

Die meisten Bewohner bekommen, wenn überhaupt, nur einmal in der Woche für ein paar Stunden Wasser aus der Leitung. Auch in den Städten sieht man nun Menschen, die Wasser in Behältern von lokalen Handpumpen nach Hause tragen müssen. In einigen Vororten sind wegen des verunreinigten Wassers schon Typhusfälle aufgetreten. 

Gesundheitswesen

Getestet wird wenig, Schutzausrüstung kommt, trotz internationalen Spenden, meist nicht bei Ärzten und Krankenschwestern an. Die Fallzahlen steigen in den letzten Wochen, zwar nicht so drastisch wie z.B. in Lateinamerika, doch stetig an. Parallel dazu erhöhten sich allerdings auch die Zahlen von Sterbefällen wegen Malaria oder Lungenentzündung .

Die Löhne im staatlichen Gesundheitswesen sind unzureichend, um mit der Inflation Schritt zu halten.

Politische Lage

Die Regierung benutzt die Corona-Pandemie auch als Deckmantel, um von ihren Fehlern und der bestehenden Korruption abzulenken sowie die Opposition zu unterdrücken.

In den vergangenen 10 Wochen wurden über 7000 Menschen verhaftet. Dies waren häufig Straßenhändler, die versuchten Gemüse oder Handy-guthaben zu verkaufen. Auch Entführungen und Folter politischer Gegner sind an der Tagesordnung.

Ekuthuleni Ausbildung 

Was bedeutet das alles für die Ekuthuleni Ausbildung? Unsere Lehrlinge sind nun seit Ende März zu Hause und warten schon sehnsüchtig darauf, dass es endlich wieder losgeht. Für Schulen mit Internatsbetrieb wurde bislang von offizieller Seite eine Wiederaufnahme des Unterrichts für August angekündigt. Dazu gehören relativ strenge Hygienevorschriften, die es jetzt für uns umzusetzen gilt. Da keine Stockbetten mehr erlaubt sind, müssen wir 4 zusätzliche Einzelbetten bauen und zwei bereits vorhandene Räume zur Unterbringung herrichten. Alle Wände müssen mit abwaschbarer Farbe gestrichen und zusammen mit allen Oberflächen regelmäßig desinfiziert werden. Es gibt auch Vorgaben für permanente Maskenpflicht, Abstandsregeln und die Einrichtung von Desinfektions-stationen für Hände. 

Mishack wird mit seinem Team vor Ort in den nächsten Wochen die Renovierungen und Vorbereitungen umsetzen und wir hoffen, dass die Lehrlinge noch im August ihre Ausbildung fortsetzen können.

Bericht: Helga Landsmann
Bilderquelle: Internet


Soziale Distanz und Händewaschen – wie soll das ohne Grundnahrungsmittel oder Wasser funktionieren?

Einkaufssituation in Zimbabwe

Meallie-Meal (Maismehl) ist das Grundnahrungsmittel Nummer 1 in Zimbabwe. Versorgungsengpässe gibt es durch die erneute diesjährige Dürre schon seit Monaten. Durch die Ausgangsperre und Grenzschließung zu Süd-Afrika hat sich die Versorgungslage drastisch verschlechtert und Preise sind stark angestiegen. Jeden Tag bilden sich vor Supermärkten lange Schlangen. Wenn die Ladentüren aufgehen, achtet keiner mehr im Gedränge auf „Soziale Distanz“

öffentliche Brunnen in Bulawayo

In Bulawayo gibt es in manchen Vororten nur noch am Brunnen mit Handpumpe Wasser, anderswo kommt 3 mal in der Woche für ein paar Stunden Wasser aus der Leitung.

Wie oft und gut kann man sich bei Wassermangel die Hände waschen?

Krankenstation

AWenn sich die bislang noch wenigen nachgewiesenen Fälle in ein paar Wochen exponentiell vervielfachen wird das Gesundheitssystem in Zimbabwe keine Chance haben.

Aus einem Bericht des UN Welt Ernährungs Programmes (WFP)

„At the same time, urgent international support is needed to prevent millions of desperate Zimbabweans from plunging deeper into hunger.

According to the World Food Programme (WFP) as COVID-19 takes hold, the country’s already severe climate- and recession-induced hunger crisis is becoming even more profound. 

“With most Zimbabweans already struggling to put food on the table, the COVID pandemic risks even wider and deeper desperation”, said Eddie Rowe, WFP’s Country Director. 

Cereal production in 2019 was half that of 2018, and less than half the national requirement. Experts predict that the upcoming 2020 harvest will be even poorer. 

With unprecedented hyperinflation having pushed the prices of staples out of reach for most Zimbabweans, increasingly desperate families are eating less, selling off precious belongings and going into debt.

Moreover, COVID-19 threatens to exacerbate Zimbabwe’s dire economic and hunger crises, drastically affecting the lives of people in both urban and rural areas. „

And while the UN agency supports communities afflicted by “crisis” and “emergency” food insecurity, more funding is needed. 

“We must all do our utmost to prevent this tragedy turning into a catastrophe”, he warned


Corona in Zimbabwe – Bericht zur aktuellen Situation

Ab heute, 30. März 2020 gilt für die nächsten 21 Tage in Zimbabwe wegen des Corona-Virus eine strenge Ausgangssperre. Doch weder das Gesundheitssystem noch die Nahrungsmittelversorgung oder die Infrastruktur einer dauerhaften Strom – und Wasserversorgung sind für eine solche Maßnahme überhaupt gerüstet.
Einzelpersonen dürfen im Umkreis eines fünf-km-Radius zu ihrem Wohnort einkaufen, zum Arzt oder zur Apotheke gehen.  Vor den Supermärkten bildeten sich in den letzten Tagen bereits große Menschenansammlungen, doch das Grundnahrungsmittel „Meallie Meal “ (Maismehl) ist schon in normalen Zeiten Mangelware. Auch an Busbahnhöfen herrschte großer Menschenandrang, da viele Menschen aus den Städten in ihre Heimatdörfer zurückkehren wollten.  Auf dem Land ist die Nahrungsmittel-versorgung wegen der anhaltenden Dürre leider auch nicht für alle gewährleistet.
Schon am Montag, den 23. März, hatten wir unsere 10 Eku-Lehrlinge zu Ihren Familien nach Hause geschickt, den Kindergarten geschlossen und alle Gemeindeaktivitäten und Gottesdienste eingestellt.
Da Zimbabwe fast vollkommen von Importen aus Südafrika abhängig ist, stiegen die Preise für Lebensmittel und Medikamente um ein Vielfaches, nachdem die Grenze von Südafrika  ab Donnerstag geschlossen wurde. Auch die meisten Banken haben ihre Filialen geschlossen. Zwar hat die Regierung in einer Nacht-und-Nebel-Aktion am Freitag, den 27. März den US-Dollar wieder offiziell als Zahlungsmittel zugelassen, doch hat ein großer Teil der Bevölkerung keine Rücklagen in dieser Währung, bzw. in der nächsten Zeit auch keine Möglichkeit, etwas zu verdienen oder einzunehmen.
Zusätzlich ist das Gesundheitssystem völlig unvorbereitet, es gibt landesweit nur sehr wenige Intensivbetten. Ärzte und Pflegepersonal haben keinerlei Schutzausrüstung und die wenigen durchgeführten Tests müssen in südafrikanischen  Labors untersucht werden.
Verständlicherweise haben viele Menschen nicht nur Angst um ihre Gesundheit, sondern vor  allem auch davor, wie sie in der nächsten Zeit ihre Familien ernähren sollen. Die offizielle Arbeitslosenquote liegt derzeit bei ca. 90 %. Deshalb sind viele auf informelle Einnahmequellen wie den Straßenverkauf von Gemüse, Obst oder Telefonguthaben angewiesen. Offiziell fundierte Informationen über den Corona- Virus und sinnvolle Verhaltensregeln sind von den staatlichen Medien nur unzureichend gegeben, deshalb kursieren in sozialen Medien wilde und teilweise gesundheitsgefährdende Gerüchte.

… die schon bisher nicht einfache Situation in Zimbabwe wird dadurch noch weiter verschärft und wir hoffen, dass wir mit unseren Lehrlingen in nicht allzu ferner Zukunft weiter arbeiten können.

Wir werden hier regelmäßig neue Informationen zur Verfügung stellen.
Bleiben Sie alle gesund,
Helga Landsmann